Bosko Palanacki (li.) und Karl Obersteg

Foto: VIOS Medien

Selbstbestimmtes Leben bis in das hohe Alter

Nach den eigenen Vorlieben und Wünschen zu leben, darin unterstützt die MÜNCHENSTIFT ihre Bewohner:innen. Indem sie auch ihre geistige und körperliche Fitness fördert, ermöglicht sie weitestgehende Selbstbestimmung bis in die letzte Lebensphase.

Margarete Hoffmeisters Lieblingsplatz ist der Tisch, von dem aus sie einen weiten Blick aus dem Fenster genießen kann. Hier kann sie beim Lesen den Wechsel der Jahreszeiten verfolgen oder die Aktivitäten des gegenüberliegenden Fußballvereins. Auf und um den Tisch herum hat die Blumenliebhaberin Topfpflanzen dekoriert, die sie liebevoll versorgt. „In einer Wohnung ohne Blumen fehlt Leben“, sagt die 85-Jährige.

Mit ihrem Rollator macht sie auch gerne Rundgänge um den Goldfischweiher im Hausgarten. „Ich liebe die Natur und die Berge, in denen ich früher gerne gewandert bin“, erzählt die Oberpfälzerin, die mit 12 Jahren Vollwaise wurde. „Ich hoffe daher, dass mich meine Tochter, die jetzt in Rente geht, noch lange hat.“ Wegen erster Anzeichen von Arthrose helfen ihr die Pflegekräfte beim Duschen und beim An- und Ausziehen, aber Margarete Hoffmeister hält sich in Bewegung. Sie geht regelmäßig in der Nachbarschaft einkaufen und zweimal wöchentlich zum Gymnastikangebot der Hausinternen Tagesbetreuung (HIT). „Es wird hier viel geboten. Da ich gerne singe, nehme ich auch ein- oder zweimal in der Woche an einer Singgruppe teil.“ Und wenn es mal ruhiger sein soll, setzt sie sich an ihren Tisch und vergisst die Zeit beim Lösen von Rätseln und Schmökern von Krimis.

Margarete Hoffmeister (Foto: VIOS Medien)

Vorlieben und Wünsche ermöglichen

„Unser personzentriertes Pflegekonzept Primary Nursing basiert darauf, dass wir auf Wünsche und Bedürfnisse unserer Bewoh­ner:innen individuell eingehen“, erzählt Bosko Palanacki (Wohn­bereichsmanager im Haus St. Martin). Das beginnt mit der Anamnese beim Einzug, bei der besprochen wird, was den Menschen wichtig ist. Bei den regelmäßigen Bewohner­bespre­chungen der Pflege- und Betreuungskräfte werden dann gezielt die individuellen Maßnahmen und Aktivitäten geplant, die ihren Wünschen und Bedürfnissen entsprechen. „Wichtig ist es, vor­beugend vorzugehen, um individuellen Risiken gegenzusteuern und die Selbstständigkeit zu erhalten und zu fördern“, so Palanacki. „Individuelle Wünsche werden respektiert und Tagesroutinen und Interessen der Bewohner:innen unterstützt. Erst wenn sie gesund­heitliche oder andere Folgen haben, gehen wir ins Gespräch, auch mit Angehörigen und Ärzten, und suchen nach Alternativen, die den Bewohner:innen entgegen­kommen. Das ist individuell sehr unter­schiedlich, je nach Situation und Persönlichkeit der Menschen.“

Wohn­bereichsmanager im Haus St. Martin Bosko Palanacki steht vor einem Plakat, das die Werte der MÜNCHENSTIFT vermittelt.

Foto: VIOS Medien

Karl Obersteg (Foto: VIOS Medien)

Karl Obersteg lebt seit zwei Jahren im Haus St. Martin. Bei dem ehemaligen Schlosser gehörte Handball im Verein zu seinem Leben. Auch heute liebt der 92-Jährige die Bewegung. Täglich fährt er 10 Minuten auf seinem Standrad und nimmt zweimal wöchentlich am Kraft-Balance-Training der HIT teil. „Bewegung ist alles! Aber auch der Ratsch mit den anderen Teilnehmern ist sehr schön“, erzählt der geborene Landsberger. „Da wir neun Kinder waren, bin ich Pünktlichkeit und Disziplin gewöhnt.“ Wenn seine Tochter zu Besuch ist, drehen sie eine Runde um den Häuserblock, was zwei- bis dreimal zu seiner Tagesroutine gehört. Auch die angebotenen Sportsendungen im TV verfolgt er gerne. „Täglich wird mir die Tageszeitung geliefert, die ich seit 60 Jahren abonniert habe. Wenn ich sie an der Rezeption persönlich abhole, bringe ich auch gleich die Zeitungen und die Post unseres Wohnbereichs mit.“ Er unterstützt damit den eigenen Wohnbereich und sorgt ganz nebenbei präventiv für seine körperliche und geistige Fitness.

Die Bemühungen der Pflege- und Betreuungskräfte in den Wohnbereichen werden durch das abwechslungsreiche Angebot der HIT sowie ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm unterstützt, darunter Lesungen, Ausstellungen oder Tierbesuche. Bewohner:innen, die sich aktiv einbringen möchten, können sich in der Bewohnervertretung engagieren. Zusätzlich erfüllen Ehrenamtliche sowie das Team der Hauswirtschaft und Küche so manche persönlichen Wünsche. „Immer wieder melden mir Wohnbereiche besondere Essenswünsche, mit denen ich die Bewohner:innen dann überrasche“, erzählt Andreas Ertel, Küchenleiter im Haus St. Josef. Auch die monatlichen Brunchs mit einem Buffet aus Lachs, verschiedenen Wurstsorten, Obstsalat und Joghurt kommen gut an“, freut sich der Küchenleiter.

Der Physiker Dr. Rainer Tilgner lebt seit sieben Jahren im Wohnbereich. Dass er auf einen Rollstuhl angewiesen ist, hält ihn nicht davon ab, seiner Musikleidenschaft nachzugehen. Schon als Kind erlernte er das Cello und spielte später mit zahlreichen Musikern zusammen im Quartett. Auch heute noch pflegt er den Austausch mit anderen Musiker:innen und Musikliebhabern. Seine Lieblings-CDs, Partituren und Musikbücher liegen so, dass er jederzeit leicht darauf zugreifen kann. Zu seinem 80. Geburtstag erhielt er eines seiner Lieblingsbücher: Kent Naganos „Erwarten Sie Wunder!“. Darin schildert der Musiker, wie Musik im Kopf entsteht – erzählt Rainer Tilgner und beschreibt, wie der langsame Satz in Schuberts C-Dur-Quintett interpretiert werden muss, um die vom Komponisten erwünschte Wirkung zu erzielen. Dabei greift er nach Alfred Brendels und Peter Gülkes Werk „Die Kunst der Interpretation“, die die Tempomodifikationen anschaulich erklären. Begeistert verfolgt er auch TV-Übertragungen von klassischen Konzerten und für persönliche Konzertbesuche in der Stadt sorgt seine Tochter, indem sie ein Taxi für ihn bestellt. „Wir unterstützen Dr. Tilgner dabei, seine Mobilität und sein Wohlbefinden zu erhalten, damit er seiner Musikleidenschaft nach eigenen Vorstellungen noch lange nachgehen kann“, sagt Bosko Palanacki.

Dr. R. Tilgner (Foto: VIOS Medien)

Gegen einschränkende Maßnahmen

Die individuellen Unterstützungsansätze und Aktivitätsangebote verbessern nicht nur die Lebensqualität, sondern stellen auch
eine wirkungsvolle Form der Prävention dar. Dadurch werden freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM), die in vielen Pflege­einrichtungen üblich sind, weitgehend vermieden. Die MÜNCHENSTIFT verfolgt erfolgreich eine Null Prozent-Strategie,
die konsequent auf Maßnahmen setzt, die den Erhalt der Selbst­bestimmung fördern, wichtig ist eine individuelle Betreuung und
eine enge Zusammenarbeit mit den Ärzten, um FEM zu vermeiden. Weitere Informationen zu FEM findet man hier.

Auch wichtig ist die Sturzprävention, bei der die Pflege- und Betreuungskräfte in Zusammenarbeit mit der Qualitäts- und FEM-Beauftragten des Hauses individuelle Lösungen entwickeln. Dazu gehören auch Niederflurbetten und Sturzmatratzen, Bewegungs­melder oder, je nach Bedarf, Schutzkleidung wie Hüftprotektoren. „Selbstbestimmung bedeutet, dass Bewohner:innen in die Tagesgestaltung einbezogen und Maßnahmen zur Prävention mit den Bewohner:innen festgelegt werden. Dabei orientieren wir uns an ihren Bedürfnissen und Wünschen und arbeiten eng mit allen am Pflegeprozess Beteiligten zusammen“, erzählt Mariana Ivanova (Wohnbereichsmanagerin im Haus St. Josef). „Unsere Betreuungs­assistent:innen und Pflegekräfte kennen die Bewohner:innen sehr
gut und fördern sie ganz individuell. Einen Bewohner, der früher
gerne Klavier spielte, konnten sie dadurch ermuntern, regelmäßig
für die anderen am Keyboard zu spielen.

“Beschäftigungsangebote wie Gymnastik, Kochen, Basteln fördern das Wohlbefinden. Besonders beliebt sind regelmäßige Aktivitäten wie das monatliche Frühstücksbuffet in der Wohnküche. Wenn keine Gruppenaktivitäten gewünscht werden, übernehmen die Betreuungs­assistent:in die Einzelbetreuung und begleiten die Bewohner:innen personzentriert. „Beschäftigungen sind rundum stabilisierend und kräftigend, denn umso weniger die Menschen allein im Zimmer sitzen, desto erfüllter sind sie und gehen müde ins Bett – und stürzen am Ende weniger“, so die erfahrene Pflegefachkraft.

Bis zum letzten Wunsch

Viele Menschen befürchten, dass spätestens in der allerletzten Lebensphase die persönliche Selbstbestimmung aufhört. Um ihnen die Angst davor zu nehmen und bis zuletzt den Willen und Bedürfnissen der Menschen zu entsprechen, werden im Rahmen
des Palliative-Care-Ansatzes der MÜNCHENSTIFT die Mitarbeitenden fortgebildet und unterstützt „Wir bieten eine palliative Begleitung, bei der die Bewohner:innen selbst entscheiden, wie sie gepflegt werden wollen, wie sie medikamentös versorgt und wie sie die letzte Phase gestalten wollen“, erzählt Nejra Mehic-Gutic (Beauftragte für Palliativ Care im Haus St. Josef). Als Grundlage dient die Patientenverfügung, die ergänzt wird und, falls nicht vorhanden, in mehreren Gesprächen gemeinsam entwickelt wird. Dabei werden die Bewohner:innen befragt, welche Lebenseinstellung sie haben, ob sie sich bereits mit dem Sterben auseinandergesetzt haben oder eine bestimmte Vorstellung darüber mitbringen. „Umso detaillierter, desto besser, damit wir ihre Vorstellungen auch so individuell wie möglich umsetzen können. In enger Zusammenarbeit der Pflegeteams mit Ärzten, Hospizvereinen, Seelsorgern bzw. Pfarrern, werden dann Wege entwickelt, Schmerzen zu lindern, Ängste abzubauen oder letzte Wünsche bis in die Sterbephase hinein zu erfüllen.“
Weitere Informationen zu Palliativ-Care findet man hier.

Die Broschüre der MÜNCHENSTIFT  „So wollen wir pflegen“ bietet ausführliche Informationen rund um das Thema Pflege und Betreuung:

Titelseite der MÜNCHENSTIFT-Broschüre „So wollen wir pflegen“ (zum Öffnen anklicken)
Symbolbild "Unser Tipp" für Infokasten unter unseren Beiträgen

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