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IN MÜNCHEN ANGEKOMMEN
Im Rahmen der Herbsttage der Vielfalt, die jedes Jahr in den MÜNCHENSTIFT-Häusern mit Lesungen, Ausstellungen und Konzerten stattfinden, wurde 2023 die Ausstellung „Mein erster Tag in München. Geschichten über das Ankommen“ gezeigt. Bewohner:innen, Ehrenamtliche und Mitarbeitende mehrerer Generationen und Herkunft erzählen von ihrem herausfordernden oder beglückenden Ankommen in der Stadt.
„Die Erinnerungen der Menschen bewegen und berühren und regen zum gegenseitigen Zuhören und Austausch an. Sie sind auch eine Hommage an München, denn sie zeigen ein facettenreiches Bild von den Schwächen und liebenswerten Seiten der Stadt“, so Christiane Zöbeley. Die ehemalige Ehrenamtskoordinatorin des Hans-Sieber-Hauses führte die Interviews und verfasste die einfühlsamen Interviewtexte, die in der Ausstellung von Porträtfotos der Fotografin Michaela Auer begleitet werden.
„Ich bin gebürtige Penzbergerin und viel in der Welt herumgekommen. Demnächst werde ich 101 Jahre alt. Vor etwa 90 Jahren – ich war ungefähr 10 – schlug mein Vater vor, nach München zu fahren, um das Deutsche Museum zu besuchen. Er war Bergmann in der Penzberger Mine, die im Jahre 1966 geschlossen wurde. Er war auch erklärter Motorrad-Fan und so fuhren wir mit dem Motorradl auf die Museumsinsel. Er konnte wunderbar erklären, da er sich mit Bergbau und Technik sehr gut auskannte. Erst circa 80 Jahre nach diesem Ausflug – ich war 91 Jahre alt – bin ich tatsächlich hier angekommen. Ich zog vom Sauerland nach München, ins Hans-Sieber-Haus. Ich wollte wieder näher bei meinen Geschwistern leben und ein bisschen heimatliche Luft schnuppern.“
Katharina Sassenberg (Bewohnerin aus Penzberg)

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„Meine München-Geschichte beginnt damit, dass ich mich unsterblich verliebte. Und zwar in einen Deutschen, der zum Studium in die USA gekommen war. Ironie des Schicksals: Nach zwei Wochen Schmetterlingen im Bauch musste ich zu einem Studienlehrgang nach Deutschland, nach Ludwigsburg. Er dort – ich hier! An Weihnachten desselben Jahres – 1968 – feierten wir dann in Deutschland Wiedersehen und reisten zusammen nach München. Ich sehe mich noch zwischen Marienplatz und Stachus schlendern – die Menschen waren unglaublich chic und modisch gekleidet.
Apropos Mode: 1972 fanden in München die Olympischen Spiele statt. Ich hatte einen der begehrten Hostess-Jobs an Land gezogen. Wir bekamen eine Uniform verpasst und kürzten heimlich unsere Röcke.
Happyend: Im August 1969 heirateten wir. Im April 1971 zogen wir nach München, weil mein Mann eine Stelle als Biochemiker an der Ludwig-Maximilians-Universität antrat.“
Welda Hörz (Ehrenamtliche aus Durham, USA)
Als ich das erste Mal in München einen Japaner sah, wollte ich ihn umarmen, so sehr habe ich mich gefreut, jemanden aus einem fernen Land zu treffen. Ich bin auf einem Bauernhof in Rumänien aufgewachsen. Abwechslung fand ich als Mesnerin in unserer Kirche: Glockenläuten, Kerzenanzünden, alten Menschen beim Erzählen zuhören. Ich liebte meine Heimat, aber ich hatte Sehnsucht nach der großen weiten Welt. Bei einem Besuch in München verliebte ich mich in einen Münchner. Wir verständigten uns auf Deutsch, da in unserem Dorf manchmal noch bayerisch gesprochen wurde und ich Deutsch in der Schule hatte. Schnell verliebt, schnell geheiratet – und das hat sogar gehalten!
Meine Ausbildung in Elektrotechnik wurde hier nicht anerkannt. Da Improvisation mein zweiter Vorname ist, klapperte ich mit einer Bewerbung viele Geschäfte und Institutionen ab. So wurde ich Pflegehelferin. Bis zur Ausbildung als Pflegefachkraft bei der MÜNCHENSTIFT war es aber noch ein langer Weg. München ist für mich die tollste Stadt geworden. Das Wasser schmeckt hier wie bei uns zuhause. Wenn du Bergwasser trinkst, bleibst du da, sagt man bei uns.
Carmen Erimoglu (Pflegefachfrau aus Rumänien)

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